Neuer Stellenwert der Homöopathie
Die Patientenbesitzer verlangen nach „sanfter“ Medizin und die Tierärzteschaft ist gefordert, diesem Bestreben nachzukommen, insbesondere deswegen, da diese Heilmethode bei fachgerechter Anwendung unglaubliche Möglichkeiten bietet. Sie ist ein in sich abgeschlossenes Heilsystem von feststehenden, immer wieder bestätigten Regeln und Prinzipien, und nur durch deren genaue Einhaltung ist schnelle, sanfte und dauerhafte Heilung zu erzielen. Aus eben genannten Gründen ist es ein dringliches Ziel, diese seriöse Form der Homöopathie zu verbreiten und zu fördern. So wurde die Wirksamkeit homöopathischer Behandlung auch bei der Stubenunreinheit der Katze durch eine Studie belegt.
Die Homöopathie hat in den letzten Jahren einen neuen Stellenwert erlangt. Immer häufiger wird sie als Therapiemethode angewandt, besonders auch in der Heimtiermedizin. Die Patientenbesitzer verlangen nach „sanfter“ Medizin und die Tierärzteschaft ist gefordert, diesem Bestreben nachzukommen, insbesondere deswegen, da diese Heilmethode bei fachgerechter Anwendung unglaubliche Möglichkeiten bietet.
Sie ist ein in sich abgeschlossenes Heilsystem von feststehenden, immer wieder bestätigten Regeln und Prinzipien, und nur durch deren genaue Einhaltung ist schnelle, sanfte und dauerhafte Heilung zu erzielen. Es wird dieser Methode nicht gerecht, mehrere homöopathische Arzneimittel gemeinsam, noch dazu nach einer klinischen Indikation zu verordnen. Unterschieden werden muß zwischen homöopathischen Arzneien (Herstellungsaspekt) und deren homöopathischen Anwendung (Anwendungsaspekt). Nur wenn gezielt nach individueller Symptomatik verordnet wird, kann dies als homöopathisch bezeichnet werden. Allein so ist dauerhafte Wiederherstellung der Gesundheit möglich, ansonsten resultiert meist bloß eine zeitweise Verminderung bzw. Verschiebung der Symptomatik.
Allgemeine Kenntnisse der Theorie der Homöopathie reichen jedoch nicht aus, ebenso wichtig ist ein fundiertes Wissen um die Materia Medica.
Homöopathika sollten daher nicht zur Beruhigung des Besitzers oder des eigenen Gewissens ohne triftige Indikation und ohne genaues Wissen um deren Wirkungscharakteristik verabreicht werden. Entgegen der landläufigen Meinung können sie bei nicht kunstgerechter Anwendung sehr wohl schaden. Falsche homöopathische Verordnungen dürfen nicht dem System der Homöopathie angelastet werden, sondern nur der eigenen Unzulänglichkeit. Nur solche Kolleginnen und Kollegen sollten ihre Verordnungen vorm Besitzer als homöopathisch bezeichnen und durchführen, welche auch über ein entsprechendes Wissen auf diesem Gebiet verfügen und sich mit dieser Methode vollkommen identifizieren.
Aus eben genannten Gründen ist es ein dringliches Ziel, diese seriöse Form der Homöopathie zu verbreiten und zu fördern. Verordnungen nach bewährten Indikationen und klinischen Gesichtspunkten haben nur in Ausnahmesituationen ihre Berechtigung und entsprechen nicht den Regeln der klassischen Homöopathie. Als Einstieg in diese Therapieform ist die klinische Richtung aber vertretbar. Ebenfalls wäre die klassisch homöopathische Therapie sicherlich eine Bereicherung der Behandlung sowohl chronischer als auch akuter Krankheiten im universitären Bereich. Desgleichen würden wissenschaftliche Studien diese Behandlungsform ins rechte Licht rücken, welche jedoch auf die Besonderheiten dieser Methode Rücksicht nehmen müßten. Daß dies durchaus möglich ist, zeigt eine von mir durchgeführte, randomisierte Feldstudie, in welcher eine klassisch homöopathische Therapie mit Medroxyprogesteronazetat bei der Stubenunreinheit der Katze verglichen wurde.
Im Rahmen dieser Studie wurden 55 stubenunreine kastrierte Katzen (32 männl., 23 weibl.), bei denen die Unsauberkeit nicht auf organische Ursachen oder Mängel im Katzen-Kistchen-Management zurückgeführt werden konnte, behandelt.
Die Tiere der Versuchsgruppe erhielten das im Einzelfall nach der Gesamtheit der individuellen Symptomatik ähnlichste Homöopathikum. Dies wurde als Einzelgabe in Hochpotenz verabreicht. Die Wiederholung der Arzneigabe erfolgte wenn nötig in monatlichen Abständen nach den Regeln der klassischen Homöopathie. Die Katzen der Kontrollgruppe erhielten eine einmalige Injektion von Medroxyprogesteronazetat, welche nötigenfalls monatlich wiederholt wurde. Ansonsten waren alle Manipulationen in beiden Therapiegruppen gleich.
Die Wirksamkeit der klassischen Homöopathie bei der Stubenunreinheit der Katze konnte in dieser Studie eindeutig nachgewiesen werden: Innerhalb der ersten 30 Tage nach der Einzelgabe des jeweiligen Homöopathikums kam es bei 69,7% der 33 Katzen zu einer mindestens 75%igen und bei 21,2% der Tiere zu einer 25-74%igen Reduktion dieses Verhaltensproblems. Im Vergleichszeitraum verringerte sich nach Medroxyprogesteronazetat die Stubenunreinheit bei nur 4,6% der 22 Katzen um mindestens 75% und bei 40,9 % der behandelten Tiere zwischen 25 und 74%. Diese Unterschiede im Behandlungserfolg beider Gruppen sind signifikant (p < 0,001***).
Auffallend waren auch die deutlich schlechteren Ergebnisse homöopathischer Behandlung nach vorausgegangener Therapie mit Medroxyprogesteronazetat. Die Erfolgsrate stieg jedoch kontinuierlich innerhalb von 6 Monaten von 6,3% am Tag 30 auf 62,5% am Tag 180 an (signifikant im Trendtest), was auf eine negative Beeinträchtigung des Erfolges homöopathischer Therapie durch MPA schließen lässt.
Da zur Therapie der Stubenunreinheit zahlreiche unterschiedliche homöopathische Arzneimittel notwendig waren wird klar, daß es kein bestimmtes Homöopathikum gegen die Stubenunreinheit gibt, sondern der Arzneischatz der Homöopathie bei jedem einzelnen Patienten anhand der individuellen Symptomatik zu differenzieren ist. Homöopathische „Stubenunreinheits-Tropfen“, die dieses Problem bei jeder Katze in jeder Situation beheben, sind nur ein Wunschtraum. Zielführend ist nur die Gabe des jeweils ähnlichen homöopathischen Einzelmittels, das nach einer ausführlichen homöopathischen Anamnese, klinischen Untersuchung und Gewichtung der individuellen Symptome nach den Regeln der klassischen Homöopathie gefunden wurde.
Dr. Peter Knafl